Filmvorführung von Olivia Pixners großartigem Film „Tage mit Feingold” im Jüdischen Museum, nachher durfte ich ihn auf dem Podium interviewen. Später lachen wir, weil er nicht nur der älteste Jude in Österreich ist, sondern auch weil auch der ÖAMTC sich in einer Zeitungsnotiz rühmt, ihn als sein ältestes Mitglied zu führen. Er wird im Mai 104 Jahre alt und hat vier Konzentrationslager überlebt: Marko Feingold ist ständig „on tour”, um die Erinnerung an die dunkelste Epoche unserer Geschichte wach zu halten. Geboren 1913 im ungarischen Teil der Monarchie reist der Mann, der jahrzehntelang ein Textilmoden-Geschäft in Salzburg führte und der optisch einen Hauch von Maurice Chevalier hat, immer wieder mit Schülern nach Auschwitz, um ihnen seinen Überlebenskampf in der Hölle zu schildern. Der Verein, der diese Reisen organisiert, heißt MOrAh und wurde von Olivia Pixner und ihrem Bruder Tamir gegründet. Meine Freundin Iris Singer, ebenfalls im Vorstand des Vereins, brachte uns alle zusammen. Ich bin sehr dankbar, dass ich Herrn Feingold und seine mit großartig trockenem Humor ausgestattete Frau Hanna kennen lernen konnte. Nach der Veranstaltung gingen wir alle noch ins Café Engländer und Herr Feingold erzählte mir von der wunderbaren Zeit in Italien vor dem Krieg. Er und sein Bruder werkten als Vertreter für flüssiges Bohnenwachs, nachdem sie im Dollfuß-Österreich keinen Job mehr bekamen. Mussolini war, laut Marko Feingold, kein Judenhasser, sie führten ein unbehelligtes Leben – viele, fesche Anzüge, Arbeit von neun bis elf Uhr Vormittag und dann High Life bei den Fünfuhrtees in den Kurorten.