Heute morgen habe ich mich wie eine Led-Zeppelin-Epigonin benommen und in diesem hinreißenden Kolonialkasten in Galle, einer Stadt im Süden Sri Lankas, ein Fenster zertrümmert. Also, ich wollte es eigentlich nur zart öffnen, um die Morgenluft hereinzulassen. Dabei wurde es aus den morschen Angeln gehoben und zerdepperte auf der Feststiege. Die betagten Amis mit den roten Gesichtern und den kontinentgroßen Strohhüten von gegenüber hob es regelrecht aus ihren Liegen. Einer warf sofort hektisch Pillen ein, ich tippe auf Blutdruck. Ich versuchte die Flucht nach vorne und kroch in die Rezeption: „Ich bin untröstlich über den Schaden, den ich natürlich ersetzen werde, aber es ist natürlich auch ein solches Geschenk – all die Scherben versprechen Tonnen von Glück. Wir, Sie, ich und Ihre Familien werden ein fantastisches Jahr haben!“ Der Mann im Mahagoni-Verschlag sah mich interessiert an: „Ich bin zwar Buddhist und bei uns kommt das Glück erst, wenn wir fünf dunkelviolette Lotosblumen im Brackwasser finden. Aber danke, danke für dieses gute Omen, made in Europe. Vergessen Sie das Glas, we take care. Und so sorry für die Unannehmlichkeiten!“ Das gesamte Putzpersonal war über Stunden damit beschäftigt, die Glassplitter zusammenzukehren. Sie grinsten dabei wie nach unverhofften Regengüssen, weil der Manager ihnen zuvor harschen Tones klar gemacht hatte, dass auch sie durch diese Arbeit von der Glücksoffensive profitieren würden. Wenig später ließ man uns wissen, dass der Direktor gerne mit uns dinieren würde. Selbstverständlich „on the house“. Alle waren sich einig, dass der Schaden soviel Schönes brachte. Knapp vor unserer Abreise traf dann auch das reparierte Fenster ein. Es wurde wieder in die unberührt morschen Angeln gehängt. Wahrscheinlich hoffte man so, auf noch mehr „good, good luck“. So geht Sri Lanka.